Leitfaden - Fledermausquartiere an Gebäuden

Großer Abendsegler - Quartier
Großer Abendsegler - Quartier

 

Manch einer in Eberswalde kennt diese Situation: Besonders im Spätsommer und Herbst verirren sich immer wieder nächtliche Besucher durch offen stehende Fenster in die Wohnung. Nach einigen Flugrunden durch den Raum hängen sie dann an Gardinen, Tapeten oder sind gar auf dem Boden gelandet. Wenn sie Glück haben, war Minka gerade draußen auf Mäusejagd.

 

Es handelt sich um Fledermäuse. Besonders im Altstadtbereich von Eberswalde ist dieses Schauspiel in zahlreichen Wohnungen alljährlich zu beobachten. Hierbei sind vor allem Jungtiere auf der Suche nach geeigneten Winterquartieren anzutreffen. Nachdem sie in Dachkästen, auf dem Dachboden, hinter abgeplatztem Putz und Fassadenverkleidungen oder in sonstigen Gebäudespalten groß gezogen wurden, wird es im Herbst Zeit, sich von Artgenossen eine kuschelige Winterunterkunft zeigen zu lassen. Kuschelig meint dabei aber keineswegs das, was wir Menschen uns im Winter darunter vorstellen. Hauptsache ist, es kommt kein Frost und die Luft ist ausreichend feucht, damit die zarten Flughäute nicht austrocknen. Solche Quartiere befinden sich in unseren Siedlungen häufig in Kellern, aber auch in Spalten zwischen eng beieinander stehenden Gebäuden, unter Dachziegeln oder in Plattenbaufugen. Hier können die Tierchen ihre Körpertemperatur bis auf wenige Grad Celsius senken, ihren Puls bis auf einen Schlag pro Minute reduzieren und dadurch monatelang im Winterschlaf von ihren Fettreserven zehren.

 

Im Frühjahr erwachen die Tiere schließlich wieder und die Weibchen finden sich zu so genannten Wochenstuben zusammen, um in Gruppen gemeinsam die nächste Generation Flattermänner zu gebären und groß zu ziehen. Wer im Sommer aufmerksam durch die nächtlichen Straßen zieht, kann sie im Licht von Straßenlampen jagen sehen oder gar im Morgengrauen beim Einflug ins Quartier beobachten.

 

Im Übrigen sind unsere Fledermäuse entgegen häufigen Vorurteilen nicht gefährlich. Sie verfangen sich nicht in den Haaren schicker Frisuren und ernähren sich außerdem ausschließlich von Spinnen und Insekten, dabei häufig von Stechmücken. Eine Wasserfledermaus vertilgt beispielsweise bis zu 1.500 Stechmücken in nur einer Nacht. Ihr Kot ist unschädlich und eignet sich sogar als hervorragender Dünger. Sie sind die einzigen aktiv flugfähigen Säugetiere und durch ihre heimliche Lebensweise bei Nacht sowie ihrer ausgeklügelten Orientierungsweise - der Echoortung - sind sie besonders faszinierend. Wenn das nicht bezaubernde Mitbewohner sind!

 

Nun ist es wieder soweit und die Flattermänner begeben sich in ihre Winterunterkünfte. Dort verbringen sie die kalte und insektenarme Jahreszeit im Winterschlaf. Erst etwa ab März, wenn es wieder wärmer wird, kommen sie heraus um sich zu ihren bewährten - hoffentlich noch existenten - Sommerquartieren zu begeben.

 

Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Eberswalde zu Fledermäusen an Gebäuden untersuchte Sarah Hötzl die Fledermäuse in verschiedenen Stadtgebieten in Eberswalde und konnte alleine hier sieben Arten nachweisen. Diese fanden vor allem in bereits älteren und sanierungsbedürftigen Gebäuden geeignete Quartiermöglichkeiten, etwa im Bereich von Dachkästen an Mietshäusern, im Gebälk ungenutzter Dachböden oder in den offenen Spalten unsanierter Plattenbauten. Viele Anwohner wissen jedoch nichts von ihren heimlichen Nachbarn. Durch Sanierungen und Abriss älterer Gebäude sind die sogar europaweit streng geschützten Tiere und ihre Lebensstätten stark gefährdet. Häufig werden in Unwissenheit ganze Populationen zum Erlöschen gebracht, wenn sie etwa in den Fugen von Plattenbauten lebendig eingeschlossen werden. Dabei gibt es viele einfache und kostengünstige Möglichkeiten, die Tiere und ihre Quartiere zu erhalten oder ihnen neue Ansiedlungsmöglichkeiten zu schaffen, ohne dass dabei die Wohnqualität für uns Menschen leidet. Einen Überblick und hilfreiche Anregungen zum Thema Fledermäuse im Siedlungsbereich liefert der „Leitfaden - Fledermausquartiere an Gebäuden“, den Sarah Hötzl im Rahmen ihrer Abschlussarbeit erstellt hat und den Sie als pdf herunter laden können.

 

Sarah Hötzl, sarah.hoetzl[at]googlemail.com, 0176/23 64 89 54

 

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